MALEREI UND GRAPHIK 80er Jahre – Ernst Alt. Werkschau

Benedict (1980)

Einhornhochzeit (1980) Einhorn Aus Ophir und Eden, In Merlins Gehege tritt stößig ein Wild, trägt leuchtend sein Horn ins Hochzelt der Nacht. Gejagt, - vom Jagen ermüdet, kommt es zur Ruh, und wittert die Milch, äst auf der Rosenweide über dem Höllengrund. Es heilt den Mondquell der uralten Schlange: Ein Horn läßt entspringen Morgensterngeblüt aus Krippe, Kreuzbett, Grab. Ernst Alt

Die Nachtigal und die Rose (1980) NON VI SI PENSA QUANTO SANGUE COSTA Dabei bedenkt man nicht, wieviel Blut es kostet. Dante, Paradiso XXIX. 91.

Minotaurus, Schlüsselring für die Sonnenseite des Portals der Basilika St. Johann, Saarbrücken (1980)

Sphinx, Schlüsselring für den Mondflügel des Portals der Basilika St. Johann, Saarbrücken (1980)

Merlin und Viviane in der Weißdornhecke (1980) Merlins Grab Dies ist die Grotte, alt und viel besungen, Die von Merlin dem weisen Zaubrer stammt, Wo ihn, wie dir wohl oft im Lied erklungen, Zum ewigen Schlaf die Frau vom See verdammt. Hier ist das Grab, das seinen Leib verschlungen, Wo er, getäuscht und von Begier entflammt, Ihr zu gefallen die ihn angetrieben, Sich lebend eingesargt und tot geblieben ... Es lebt die Stimme bei der Sehergabe, Du kannst sie hören wie sie hell ertönt, Da sie noch jedem der sie drum befragte, Vergangene Dinge wie zukünftige sagte ... ARIOSTO 1474 - 1533 ORLANDO FURIOSO (Deutsch von Hermann Kurz)

Die Königin von Saba (04.03.1980)

BONVS INTRA - MELIOR EXI (04.10.1980) MNEMOSYNE (Dritte Fassung) Reif sind, in Feuer getaucht, gekochet Die Frücht und auf der Erde geprüfet und ein Gesetz ist Daß alles hineingeht, Schlangen gleich, Prophetisch, träumend auf Den Hügeln des Himmels. Und vieles Wie auf den Schultern eine Last von Scheitern ist Zu behalten. Aber bös sind Die Pfade. Nämlich unrecht, Wie Rosse, gehn die gefangenen Element' und alten Gesetze der Erd. Und immer Ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht. Vieles aber ist Zu behalten. Und Not die Treue. Vorwärts aber und rückwärts wollen wir Nicht sehn. Uns wiegen lassen, wie Auf schwankem Kahne der See. Friedrich Hölderlin

Flehender Mose (23.09.1980)

Heimsuchung (1981)

Kinderantlitz (09.03.1981)

Versinkender Jonas (15.03.1981) ΙΧΘΥΣ Auf Flucht Unter Deck Im Boot Der Angst Verschlafen Aufgeschreckt Ausgefragt Kennwort raus Todeslos Geworfen Über Bord In Tiefe Mitten Im Nacht Ertrinken Kommt der Fisch Ernst Alt

Lebenspsalter (18.06.1981) Lebenspsalter oder SVNT LACRIMÆ RERUM Meinem Herzen entspringt hochströmendes Lied, mir entfallenen Text Bohren die Dornen - Strophe um Strophe - aus blutblauem Traum. Durch das Gitter der Tränen habe ich Einsicht In den Garten des Lebens, Nieder auf meinen Ring Tropft die Treue des Todes. Ernst Alt

Großer Fisch mit Jona-Taube (10.09.1981)

Taubenbotschaft (18.11.1981) Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren Sind Schlüssel aller Kreaturen, Wenn die, so singen oder küssen Mehr als die Tiefgelehrten wissen, Wenn sich die Welt ins freie Leben, Und in die Welt wird zurückbegeben, Wenn dann sich wieder Licht und Schatten Zu echter Klarheit wieder gatten und man in Märchen und Gedichten Erkennt die wahren Weltgeschichten, Dann fliegt vor EINEM geheimen Wort Das ganze verkehrte Wesen fort. NOVALIS

Joseph der Träumer (1982)

Daphne (1982) EROS Masken! Masken! Daß man Eros blende, Wer erträgt sein strahlendes Gesicht, wenn er wie die Sommersonnenwende frühlingliches Vorspiel unterbricht. Wie es unversehens im Geplauder anders wird und ernsthaft ... Etwas schrie ... Und er wirft den namenlosen Schauder wie ein Tempelinnres über sie. Oh verloren, plötzlich, oh verloren! Göttliche umarmen schnell. Leben wand sich, Schicksal ward geboren. Und im Innern weint ein Quell. Rainer Maria Rilke

Apollon (1982)

Flötender David / Hirtenknabe (1982) Schönguter Hirte Dein knabenblaues Abendkleid Keltert für das Mahl den Wein, Presst für das Träumerhaupt das Öl. Die Mondin kommt, steigt sternbekränzt Ins Hochzeitsbett um Mitternacht. Und gottgehörnter Sündenbock Hat Heimweh nach dem Salz, den Dornen. Voll Todesangst blökt er Nach seinem Schlächter. Ernst Alt

Johannesminne (1982)

Samuel und Eli (1982)

Judaskuß (08.04.1982)

Ohne Titel (22.07.1982)

Ohne Titel (23.07.1982)

Ohne Titel (24.07.1982)

Kyparissos (17.10.1982)

Pastor Bonus - Der Gute Hirte - (10.09.1982) Pastorale Im Dornkronschatten Verlorenen Sohnes Verklopft meine Angst Vor Wolf und Herde Vor Schlächter und Stall. Gefunden durch Verlust, Geliebt als Last, Getragen komme ich an, Beim Heimgang zuhaus Im Hirten als Lamm. Ernst Alt

Daphne (1983)

Bathseba (1983)

Ruth (1983)

Äneas (13.04.1983)

Salome mit dem Haupt des Johannes (29.08.1984)

Heimkunft (1984)

Anchises und Äneas. In memoriam patris Augustinus (1984)

Kelterlied, Tagebuch (06.04.1984)

Miserere, Tagebuch (07.04.1984)

Wir saßen an den Strömen Babylons und weinten, Ps 137 (08.04.1984)

Christus im Elend, Kapelle der Sonnenberg Kliniken, Saarbrücken (08.04.1984)

Fischmette - Jona, Tagebuch (09.04.1984)

Schmerzensfreitag, Tagebuch (13.04.1984)

Sebastian, Tagebuch (03.05.1984)

Prometheus, Tagebuch (23.06.1984)

Ikarus in der Glorie, Tagebuch (24.07.1984)

Odysseus und die Sirenen, Tagebuch (05.08.1984)

Nachruf für einen geliebten Faun, Tagebuch (22.08.1984)

Christopherus, Tagebuch (31.08.1984)

Priester - Messnerknabe, Tagebuch (02.09.1984)

Arlechino - Mondschuß, Tagebuch (02.09.1984)

Müder Luzifer, Tagebuch (16.09.1984)

Falstaff, Tagebuch (07.10.1984)

Don Quichotte, Tagebuch (07.10.1984)

Stillende Madonna (05.12.1984)

Adam und Eva (24.12.1984)

Adam - Eva - Einhorn, Tagebuch (25.12.1984)

Die Ankunft der Königin von Saba, Tagebuch (29.12.1984)

Samson - Stoßgebet eines Blindgängers, Tagebuch (31.12.1984)

Maria Magdalena (1985)

Tamar (1985)

Janus, Tagebuch (1985)

Antonius, Tagebuch (1985)

Schweißtuch - In Epiphania Domini, Tagebuch (06.01.1985)

David und Jonathan, Tagebuch (18.02.1985)

Aschermittwoch, Tagebuch (20.02.1985)

Knabenakt, Tagebuch (08.03.1985)

Homage à Marc Chagall, Tagebuch (29.03.1985)

Pietà Mama - Ecce Filius Tuus - Ecce Mater Tua, Tagebuch (05.04.1985)

Lamentatio, Trauermette (06.04.1985)

Parsifal (07.04.1985)

Ohne Titel, Tagebuch (16.04.1985)

Magnifica (02.07.1985)

Gabriel (31.07.1985)

Maria (31.07.1985)

The little boy in memoriam 6.VII.1945, Tagebuch (06.07.1985)

Ruth, Tagebuch (07.07.1985)

Ohne Titel, Tagebuch (26.07.1985)

Der Jüngling und der Tod, Tagebuch (18.08.1985)

Augustinus, Entwurf für eine Brunnenplastik (28.08.1984)

Mainzer Pieta (08.09.1985)

Erhängtes Lied - Requiem für Marielli, Tagebuch (16.09.1985)

Sphinxpietà, Tagebuch (17.09.1985)

Hafis und Schenke (23.09.1985)

Der Brotzeitknabe, Tagebuch (29.10.1985)

Johannes der Täufer, Studie zum Bronzeportal der Basilika St. Johann (01.11.1985)

Suleika, Tagebuch (18.11.1985)

Daphne (1986)

»Um die vierte Nachtwache«, Mt 14, 22-33 (1986)

Judith (1986)

Daphne (1986)

Joseph der Träumer in der Zisterne, Tagebuch (16.02.1986)

Das Hohelied Salomos (15.08.1986)

Georg Heym auf seinem Berliner Balkon, Tagebuch (30.10.1987)

Ophelias Fischhochzeit (26.12.1986)

David (1987)

Mon tambour d´amour (1987)

Maria - Anna, Radix - Matrix (1987) Ich bin ein Baum und atme mein flüsterndes Laub Vom Himmel kommt ein Engel und küßt meine Wurzeln Im Himmel wo die Welten blühn hab ich mein Wort entdeckt Es sagt ja und nein Ich bin mit meinem Wort verlobt Bleib deinem Wort treu Es wird dich nicht verlassen Die Erde gibt mir ein geheimes Zeichen und sagt ade Ich antworte auf Wiedersehen Rose Ausländer

Elis, Tagebuch (1987)

Abendmahl (1987)

Noach, Tagebuch (08.03.1987)

Bamberg (25.07.1987)

Ganymed, Tagebuch (10.10.1987)

Tobias, Tagebuch (12.11.1987)

Heidelberger Pink Party, Tagebuch (17.11.1987)

Jongleur d´amour Frankfurt, Tagebuch (12.12.1987)

Bamberg, Tagebuch (29.12.1987)

»Ein jeder Engel ist schrecklich«, Tagebuch (1988)

Sebastian (1988)

Rückkehr des Argo mit Goldenem Vlies, von Orpheus besungen, Tagebuch (25.12.1988) Du, mein goldenes Vlies Dem Drachenschlund entkommen, Bist mir zum Greifen nah. Du, meine Abendsonne, Am Lebensbaum gereift Für jungreisten Raub. Du, mein Lichtsegel zur Einfahrt, Von Orpheus besungen, Heim in den Hafen der Schatten. Ernst Alt

Ohne Titel, Tagebuch (1988)

Christophorus, Klinikkapelle Sonnenberg, Saarbrücken (1988) Die große Kraft will für den Größten sein. Nun hoffte er, ihm endlich hier zu dienen an dieses Flusses Furt; er kam von zwein berühmten Herren, die ihm klein erschienen und ließ sich dringend mit dem dritten ein: den er nicht kannte; den er durch Gebet und Fastenzeiten nicht auf sich genommen doch der im Ruf steht, jedem nachzukommen der alles läßt und für ihn geht. So trat er täglich durch den vollen Fluß - Ahnherr der Brücken, welche steinern schreiten, - und war erfahren auf den beiden Seiten und fühlte jeden, der hinüber muß. Und ruhte nachts in dem geringen Haus, gefaßt zu handeln, jeder Stimme inne, und atmete die Mühe mächtig aus, genießend das Geräumige seiner Sinne. Dann rief es einmal, dünn und hoch: ein Kind. Er hob sich groß, daß er es überführe; doch wissend, wie die Kinder ängstlich sind, trat er ganz eingeschränkt aus seiner Türe und bückte sich - : und draußen war Nachtwind. Er murmelte: Was sollte auch ein Kind...? nahm sich zurück mit einem großen Schritte und lag in Fieden und entschlief geschwind. Aber da war es wieder, voller Bitte. Er spähte wieder - :draußen war Nachtwind. Da ist doch keiner, oder bin ich blind? warf er sich vor und ging noch einmal schlafen, bis ihn dieselben Laute zwingend lind noch einmal im verdeckten Innern trafen: er kam gewaltig: draußen war ein Kind. Rainer Maria Rilke

Der Abendländer, Tagebuch (03.04.1988)

Sankt Sebastian (22.07.1988) Wie ein Liegender so steht er, ganz hingehalten von dem großen Willen Weitentrückt wie Mütter, wenn sie stillen, und in sich gebunden wie ein Kranz. Und die Pfeile kommen: jetzt und jetzt und als sprängen sie aus seinen Lenden, eisern bebend mit den freien Enden. Doch er lächelt dunkel, unverletzt. Einmal nur wird seine Trauer groß, und die Augen liegen schmerzlich bloß, bis sie etwas leugnen, wie Geringes, und als ließen sie verächtlich los die Vernichter eines schönen Dinges. Rainer Maria Rilke